Fachtag Rechtsextremismus in Goslar

Fast ein Viertel der Mitarbeiterschaft der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung besuchte den Fachtag zum Thema Rechtsextremismus. So machten sich gut Hundert Kolleginnen und Kollegen auf dem Weg zur Veranstaltung in Goslar.

Angereist aus dem schwäbischen Esslingen war Dozent Prof. Dr. Kurt Möller. Seine Forschungsschwerpunkte an der dortigen Hochschule sind Gewalt und Fremden- und Menschenfeindlichkeit sowie deren Ausprägungen in Jugendkulturen.
Im Vortrag präzisiert Möller zunächst Begrifflichkeiten und bietet eine übergreifende Bezeichnung für verschiedene diskriminierende Haltungen an: „Pauschalisierende Ablehnungskonstruktionen“. Darunter versteht der Experte die Ablehnung bestimmter Gruppierungen, Weltanschauungen, Religionen oder auch Lebenspraxen, welche sich undifferenziert und verallgemeinernd äußert, ohne inhaltlichen oder empirischen Überprüfungen standzuhalten.

Zur Entstehung solcher Ablehnungskonstruktionen bei jungen Menschen benennt Möller zentrale Bedingungsfaktoren. Dazu zählt das Gefühl eines Kontrollverlustes, also des mangelnden Einflusses auf die eigene Lebensgestaltung ebenso wie Integrationsprobleme. Häufig seien betroffene Personen nicht ausreichend eingebunden in Familie, Umfeld, Schule oder Beruf. „Oder es findet gewissermaßen eine Überintegration statt in bestimmte Sichtweisen: Etwa, dass durch den Zuzug von Flüchtlingen die Kriminalität steige oder die Islamisierung des Abendlandes bevorstehe“, so Möller. Ebenfalls begünstigend für die Abneigung gegenüber bestimmten Gruppen oder Lebensentwürfen sind ein Mangel an positiven sinnlichen Erfahrungen, das Empfinden allgemeiner Sinnlosigkeit sowie unterentwickelte Selbst- und Sozialkompetenzen. Trifft ein junger Mensch mit solchen Voraussetzungen auf attraktive rechtsextreme Deutungs- und Aktionsangebote in seinem Umfeld, drohen sich die Haltungen bis hin zu strafbarem Verhalten zu verfestigen. Um dies zu vermeiden, sei es notwendig, bei den benannten Bedingungsfaktoren anzusetzen, diese abzuschwächen und Alternativen anzubieten.

Nach dem Fachvortrag am Vormittag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Nachmittag in Workshops, um eigene Erfahrungen mit der Problematik in den verschiedenen Arbeitsfeldern zu reflektieren und Umgangsformen mit Diskriminierung und Ausgrenzung zu diskutieren.



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