Fachveranstaltung Rechtsextremismus

Am vergangenen Donnerstag hatte die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Rechtsextremismus eingeladen. Mehr als einhundert Gäste kamen am Nachmittag in die Lindenhalle, darunter interessierte Bürgerinnen und Bürger, Mitarbeitende der Stiftung, Polizistinnen und Polizisten und Studierende. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Hochschule Ostfalia und den Verein Archiv und Informationsstelle Rechtsextremismus aus Braunschweig (AIR e.V.).

Kurz vor Beginn eine schlechte Nachricht: Referent Olaf Sundermeyer, bekannt durch zahlreiche Publikationen und öffentliche Auftritte, würde aufgrund einer stundenlangen Vollsperrung der A2 infolge eines tödlichen Verkehrsunfalls nicht pünktlich eintreffen. Spontan erklärten sich Prof. Olaf Lobermeier von der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia und Reinhard Koch vom AIR e.V. bereit, den Gästen einen ausführlicheren Einblick in ihre langjährige Beschäftigung mit Rechtsextremismus in Wissenschaft und Praxis zu geben.

Till Ruhe begrüßt die Gäste

Till Ruhe, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung, betonte die Verantwortung des Jugendhilfeträgers für politische Bildung junger Menschen, um diese zu ermutigen und zu befähigen, gesellschaftliche Prozesse und Entwicklungen aktiv mitzugestalten. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit seien keine Selbstverständlichkeit, sondern Errungenschaften, die es auch heute noch zu verteidigen gelte.

Daran knüpfte Olaf Lobermeier in seinem Vortrag an, indem er US-Philosophin Martha Nussbaum zitierte: „Angst ist Gift für die Demokratie“. Sorgen vor dem Fremden und um eigene Privilegien führten zu Polarisierung in der Gesellschaft. Mit Verweis auf die Lehren von Gesellschaftstheoretikern wie Kant, Rousseau und Rawls befand Lobermeier, dass eine gerechte Gesellschaft demokratisch verfasste Institutionen und die Möglichkeit des einzelnen zum Leben in größtmöglicher Autonomie benötige. Reinhard Koch vom AIR e.V. berichtete im Anschluss von seiner Arbeit mit Jugendlichen aus dem rechtsextremen Milieu. Die Attraktivität der Szene speise sich aus Kameradschafts- und Überlegenheitsgefühlen, Abenteuerlust und Anerkennung für Verhaltensweisen, die im Rest der Gesellschaft nicht akzeptiert seien. Man könne junge Menschen nur zurückgewinnen, indem man äquivalente Angebote mache. Natürlich müssten Grenzen gesetzt werden, doch pure Zurückweisung sei der falsche Weg. „Wir haben es nicht mit „Monstern“ zu tun“, erklärte Koch, der in den vergangenen Jahrzehnten viele Jugendliche und junge Erwachsene beim Ausstieg aus der rechten Szene begleitet hat.

Nach dem offiziellen Teil des Nachmittags bot sich noch Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit den Referenten. Mit Olaf Sundermeyer, der die Veranstaltung nicht mehr rechtzeitig erreichte, wird es voraussichtlich einen Ersatztermin geben.



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